Auf Fehler fokussiert – Redestil

quer12Warum ist bei uns Deutschen häufig vieles „Gar nicht so verkehrt“, „Gar nicht so schlecht“, oder „Der Vortrag war ganz nett“, statt „Das ist richtig“, „Das ist gut“ oder „Die Sprache war gut, die Visualisierung passend, nur die Redegeschwindigkeit etwas schnell“. Dabei ist ein Redestil fern von vielen Negativ-Formulierungen nicht weichgewaschen, sondern klarer, zielgerichteter und kann besser vom Gehirn aufgenommen werden.

Nur Löcher

Als Bild dafür dient ein Käse. Wir richten ständig den Blick auf das, was nicht ist, statt das, was ist. Wir sehen ganz deutlich die Löcher aber nicht den Käse. Die Löcher sind jedoch nur sichtbar, wenn es auch einen großen köstlichen Käse gibt, der Aufmerksamkeit verdient.

Gründe

Es gibt mehrere Gründe, warum Negative-Formulierungen so geläufig sind. Früher gehörte es zum guten Ton. Insbesondere Frauen war es nicht gestattet ihre Meinung in Öffentlichkeit zu kommunizieren und durch Negativ-Formulierungen war es verschleierbar. Außerdem hoben sich Personen mit komplizierten Formulierungen gerne ab, statt „Ich“ wurde „meine Wenigkeit“ verwendet oder „das wäre mir lieb“ eher benutzt als „Ja gern.“

Zum anderen sind wir ständig mit Negativem konfrontiert. Die Nachrichten sind, überspitzt gesagt, eine Konzentration von allem Schlechten auf der Welt, ob Unfälle, Naturkatastrophen oder Verschleppungen. Werbung dazu zeigt immer das auf, was der Konsument noch nicht hat. Doch nur weil Negative-Formulierungen früher Bedeutung hatten und wir viel damit konfrontiert sind, bedeutet dies nicht, dass sie uns in der alltäglichen Geschäftswelt auch behilflich sind und es eine gute Gewohnheit ist.

Wahrnehmung

Menschen benötigen rund 48 Prozent mehr an Zeit, um eine verneinende Formulierung zu verstehen. Ein Nein versteht das Gehirn nicht, weil es in Bildern denkt. Wenn Sie beispielsweise den Satz lesen, denken Sie nicht an grüne Tomaten, was sehen Sie dann vor Ihrem geistigen Auge? Das Gehirn speichert genau das Falsche: grüne Tomaten, schlecht, verkehrt…

Präziser und Alternativen

Positive Formulierungen sind dagegen keineswegs Schönrederei oder Reden im Weichspülmodus, sondern sehr direkt und präzise, sodass sie mehr Informationen geben und Alternativen aufzeigen. Zudem sind Änderungen dadurch schneller und einfacher erreichbar. Beispielsweise tauschen Sie: „Hören Sie auf sich ständig über Sachen zu beklagen“ aus, durch „Überlegen Sie einmal, was Sie ändern könnten.“

Dies ist nicht nur bei Kindern geschickt, sondern auch bei Erwachsenen hilft es, da Negativ-Formulierungen zudem unbeliebt sind. Wir wollen wissen, was ist und nicht was nicht ist.

Beispielsweise reagieren Kunden sehr verärgert, wenn sie hören: „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“ oder „Herr Boss ist jetzt nicht zu sprechen.“ Besser, präziser und hilfreicher dagegen wäre: „Ich frage bei unserem Spediteur nach, wo Ihre Lieferung bleibt. Darf ich Sie zurückrufen?“ Oder „Herr Boss kommt um 15 Uhr wieder. Kann ich ihm etwas ausrichten?“

Motivierend formulieren

Mit Negativ-Formulierungen sabotieren Sie sich und andere. Zudem wirkt es nicht nur auf den Zuhörer, sondern auch auf Sie zurück. Sie wollen doch, dass Sie und Ihre Mitarbeiter gute Leistungen bringen. Schwierig sind daher Aussagen wie: „Ich habe schon wieder versagt“. Stattdessen hilft: „Jeder macht Fehler, das nächste Mal werde ich es schaffen.“

Wann Negativ-Formulierungen helfen

Negativ-Formulierungen haben trotzdem durchaus ihre Berechtigung, aber oft sind Negativ-Formulierungen so selbstverständlich, dass wir die positiven Alternativen vergessen.

Wichtig sind Negativ-Formulierungen, wenn sie die Aufmerksamkeit auf etwas Positives lenken: „Das ist noch nicht ganz richtig.“ statt „Das ist falsch.“ oder „Da kann ich nur zum Teil zustimmen.“ statt „Da muss ich widersprechen.“

Als Faustregel kann gelten: Verneinungen sind immer dann sinnvoll, wenn sie Kommunikation fördern. Sätze wie: „Möchten Sie den Bericht vorher sehen.“ „Nicht unbedingt.“ oder auch „Ich finde die Idee nicht schlecht.“ fördern kein Gespräch, sondern sind ungenau. Oft sind sie auch ein Anzeichen dafür, dass Sie einer Stellungnahme oder Entscheidung ausweichen. Bekennen Sie klar Farbe mit „Ja gerne“ oder „Nein danke.“

Mehr

Der Text ist eine Zusammenfassung von dem Artikel „Negativ-Formulierungen“ auf redenwelt.de. Dies ist eine Seite, die grundsätzlich bei allen Arten von Reden hilft, aber deren Tipps durchaus übertragbar sind auf die Kommunikation im Geschäftsalltag. Zu dem gesamten Beitrag gelangen Sie hier.

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