Zeit ist Geld – und Geld ist wie Zeit: Wenn man sie nicht einteilt, hat man nie genug davon.
Und: Mehr Geld bringt neue Sorgen – weniger Geld auch.
Die Mauern von Ninive waren so groß und breit, dass drei Pferdewagen nebeneinander fahren konnten. Ninive war eine uneinnehmbare Stadt, die wegen ihrer Pracht bekannt war. Tagsüber arbeiteten zehntausende Sklaven an der Mauer, um sie weiter auszubauen oder auszubessern. Sie wurden nachts an die Mauer gekettet, damit sie nicht flüchten konnten. Wer waren diese Sklaven? Fünfzig Prozent waren Sklaven, die Ninive von den Feinden erbeutet hatte. Aber die anderen 50 Prozent waren früher vornehme Bürger der Stadt gewesen! Wenn man nämlich als Bürger Ninives Schulden machte und diese nicht rechtzeitig abbezahlen konnte, konnte man als Familienvater nur eines tun: sich selbst als Sklaven zu verkaufen. Sich selbst an die Mauer ketten lassen. Und wenn das nicht genug war, um alle Schuld abzubezahlen, dann trafen Frau und Kinder dasselbe Schicksal. Im Übrigen war es nicht so, dass man nach dem Abbezahlen der Schulden wieder frei war – im Gegenteil: einmal Sklave, immer Sklave.
Dieses Beispiel aus der Geschichte von vor etwa 3000 Jahren zeigt knallhart, was Schulden eigentlich bedeuten. Menschen mit Schulden werden an die Mauer der Hoffnungslosigkeit gekettet. Zum Glück gibt es in den wohlhabenden Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden heutzutage viele Möglichkeiten der Schuldsanierung. Aber das Leben mit Schulden raubt den Betreffenden alle Energie! Und ist damit ein absoluter Resilienz-Killer.
An sich ist Geld neutral. Aber der Umgang damit ist es sicher nicht. Verwöhnte Menschen haben ständig das Gefühl, dass andere dafür sorgen müssen, dass sie, die Verwöhnten, genug Geld haben. Geizige haben immer Angst, zu wenig zu haben und häufen immer mehr Geld an. Geld ist in vielen Fällen sogar fast dasselbe wie Macht. Beide lassen einen denken, dass man unabhängig ist und alles selbst entscheiden kann – vorausgesetzt, man hat genug davon.
Und wenn man dann den Kick der Macht und Entscheidungsfreiheit erlebt, ist das an und für sich nicht schlecht. Das ist sogar einer der „Basis-Kicks“ des Lebens: „Ich bin selbständig! Ich kann eigene Entscheidungen treffen! Ich kann etwas Neues schaffen!“ Das Problem beginnt da, wo man von diesem Kick abhängig wird und ihn deshalb immer wieder erleben will. So ist es auch mit dem Geld. Diejenigen, die ein Talent im erfolgreichen Umgang mit Geld haben, erleben den Kick des immer mehr Habens. Diejenigen, die die im Geldausgeben viel besser sind als im Verdienen, erfahren das Elend des Lebens mit Schulden. Beide Seiten leiden schnell am negativen Umgang mit Geld.
Jeder Mensch kann aber lernen, auf gesunde Art mit Geld umzugehen. Dann wird Geld zu dem, wozu es gedacht ist: eine Möglichkeit, dem Leben positiv Form zu geben. Diese Kunst des gesunden Umgangs mit Geld lernt man als Kind oder junger Erwachsener. Wenn man dies allerdings nicht gelernt hat, dann wird Geld schneller zum Resilienz-Killer als zu einer strukturellen positiven Hilfsquelle.
Im 18. Jahrhundert herrschte in Europa großes Chaos und Elend unter der normalen Bürgerbevölkerung. Das führte in Frankreich zur Französischen Revolution, und in England entstand eine breite Bewegung zur „Wiederherstellung der Basis“. Einer, der die Menschen inspirierte wie kein anderer war John Wesley, Pionier und Leiter der Methodistenbewegung. Diese protestantische Kirchenbewegung machte Bürger zu Gruppen von Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machten und Verantwortung für ihr Umfeld und ihre Gesellschaft zu übernehmen. Damit realisierten sie eine konstruktive Revolution von unten nach oben, mitten in der Armut und dem Elend des 18. Jahrhunderts.
John Wesley war sich sehr davon bewusst, wie wichtig es ist, Jung und Alt beizubringen, wie man gut mit Geld umgeht. Deshalb unterrichtete er seine Anhänger ausführlich in der Kunst des gesunden Umgangs mit Geld. Jetzt denken Sie vielleicht: „Moment mal, das ist aber Hunderte Jahre her! Was können wir als aufgeklärte und intelligente Menschen des 21. Jahrhunderts davon lernen?“ Dann darf ich Sie darauf hinweisen, dass unsere Gesellschaft voller aufgeklärter, intelligenter Menschen ist, die nicht gesund mit Geld umgehen können, tief in der Kreide stehen und jeden Monat wieder neu seufzen, dass sie wieder nicht genug Geld haben?
Bevor wir weitermachen, werfen wir noch einmal einen Blick auf die Standpunkte von John Wesley:
- Was ist genug?
- Soviel wie möglich verdienen!
- Soviel wie möglich sparen!
- Soviel wie möglich geben!
In den folgenden Blogs werden wir diese vier Punkte genauer betrachten. Fragen Sie sich heute einmal: “In welcher Situation befinde ich mich: Genug? Zu wenig? Zu viel?
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Wie viel ist genug? – Teil 2
So viel wie möglich verdienen – Teil 3
So viel wie möglich sparen – Teil 4
Paul Donders // Leiter von xpand international, neben seiner Autorentätigkeit arbeitet er international als Referent und Berater zu Themen wie Leiterschaft und Vision für Unternehmen und Organisationen.
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